Es gibt Tage, an denen das Leben so grau beginnt wie ein Novembermorgen. Und dann gibt es Frühstücke, die alles verändern. Mein Walnuss-Cashew-Baguette gehört zu dieser zweiten Sorte. Es ist kein gewöhnliches Brot. Nein – es ist eine Hommage an die Morgenstunden, eine knusprige Ode an das Erwachen, eine Symphonie aus Nüssen, Hefe und goldener Kruste.
Schon beim ersten Bissen war mir klar: Ich habe etwas erschaffen, das nicht einfach nur satt macht – es umarmt die Seele.
Die Idee: Wenn der Morgen nach Nuss schmeckt
Alles begann an einem tristen Samstagmorgen. Ich saß am Küchentisch, betrachtete meine langweilige Scheibe Toast und dachte: „So kann das nicht weitergehen.“ Ich wollte etwas, das knackt. Etwas, das riecht wie ein frisch geöffneter Nussbeutel im Herbstwald. Etwas, das sowohl den Magen als auch das Herz erfüllt.
Und da war sie – die Idee. Eine Baguette, aber keine gewöhnliche. Eine, in der Walnüsse und Cashews nicht nur eine Nebenrolle spielen, sondern die Hauptakteure sind. Eine Baguette, die sowohl rustikal als auch elegant ist. Die knusprig lacht, wenn man sie anschneidet, und weich flüstert, wenn man hineinbeißt.
Vorbereitungen: Ein Tanz aus Zutaten und Werkzeug
Bevor ich überhaupt anfangen konnte, stand ich in meiner Küche wie ein Dirigent vor einem leeren Orchestergraben. Ich wusste: Die Zutaten sind meine Instrumente, und ich brauche sie in Bestform. Also begann ich, sie mit Sorgfalt zusammenzustellen.
Was ich brauchte:
- Walnüsse: kräftig, leicht bitter, mit einem Geschmack wie Holzrauch an einem Kaminabend. Ich entschied mich für 75 Gramm – genug, um jedem Bissen Charakter zu verleihen.
- Cashews: weich, süßlich, fast wie Butter mit Biss. Auch hier 75 Gramm, um das Herzhafte der Walnuss auszugleichen.
- Frische Hefe: Die Diva unter den Zutaten. Sie verlangt Aufmerksamkeit, Wärme, Zeit – aber schenkt dafür Leben.
- Dinkelvollkornmehl und Weizenmehl: Eine Kombination aus bodenständiger Körnigkeit und zarter Fluffigkeit.
- Salz: der Dirigent des Geschmacks. Ohne ihn tanzt niemand im Teigorchester im Takt.
- Werkzeuge: meine Küchenmaschine mit Knethaken, ein Holzlöffel, eine große Rührschüssel, ein Backblech mit Backpapier, mein heiß geliebter Silikon-Teigschaber und – nicht zu vergessen – meine Hände. Denn kein Werkzeug kann den Teig so fühlen wie menschliche Finger.

Der Teig: Wie aus Nüssen Musik wurde
Der magischste Moment beim Brotbacken ist für mich immer der erste Kontakt zwischen Wasser und Hefe. Ich löste die frische Hefe mit sanften Bewegungen in lauwarmem Wasser auf – wie ein Alchemist, der aus nichts Leben erschafft. Die Mischung begann zu blubbern, kaum hörbar, aber voller Versprechen.
Dann kamen die Mehle. Ich siebte sie mit Bedacht, mischte sie mit einer Prise Salz und goss die Hefelösung langsam hinzu. Der Teig entstand – erst klebrig wie nasser Sand, dann geschmeidig wie Knetmasse in Kinderhänden.
Jetzt war der Moment für die Nüsse gekommen. Ich hatte sie grob gehackt – nicht zu klein, denn ich wollte sie später noch im Biss spüren. Wie kleine Schätze verteilte ich sie im Teig, der nun aussah wie eine goldene Landschaft durchzogen von braunen Klippen und hellen Inseln.
Ich knetete und knetete. Der Teig wurde warm unter meinen Fingern, lebendig. Ich fühlte, wie sich Glutenstränge bildeten, wie der Teig an Kraft gewann. Ich deckte ihn mit einem sauberen Tuch ab, stellte ihn an einen warmen Ort und ließ ihn schlafen. Die nächsten 60 Minuten gehörten ihm – und meiner Vorfreude.
Formen und Warten: Ein Geduldsspiel mit goldener Belohnung
Der Teig hatte sich verdoppelt, vielleicht sogar verdreifacht. Er war luftig, dehnbar, duftete bereits leicht nussig. Ich teilte ihn in zwei Hälften und formte mit bemehlten Händen zwei Baguettes. Nicht zu perfekt – ein bisschen rustikal, ein wenig schief, genau wie das echte Leben.
Ich legte sie auf ein Backblech, bedeckt mit Backpapier, und ließ sie noch einmal ruhen. 45 Minuten. Eine Ewigkeit, wenn der Hunger an der Seele nagt. Doch ich wusste: Gutes Brot braucht Geduld. Wie guter Wein, wie echte Freundschaften.
Backen: Der Ofen wird zum Alchemisten
Der Ofen war vorgeheizt – 225 Grad Ober- und Unterhitze. Ich schob die beiden Baguettes hinein und schloss die Tür wie ein Dirigent, der den Vorhang hebt. Nach wenigen Minuten begann der Duft sich auszubreiten. Erst dezent. Dann intensiver. Dann überwältigend.
Die Walnüsse rösteten sanft im Inneren. Die Cashews karamellisierten ein wenig. Die Kruste wurde goldbraun – knusprig wie ein Herbstblatt unter den Schuhen. Nach 20 Minuten holte ich sie heraus. Sie knisterten. Ja, sie knisterten wirklich! Als würden sie sich bedanken, dass sie aus Teig geboren wurden.
Der erste Biss: Ein Feuerwerk im Morgengrauen
Ich ließ die Baguettes leicht abkühlen – nicht zu lange, denn Geduld hat auch ihre Grenzen. Ich schnitt eines auf. Es knackte. Die Kruste splitterte, die Krume war luftig, durchzogen von Nussstücken. Ich strich ein wenig Butter darauf – sie schmolz sofort, zog sich in die Poren wie ein Liebesbrief.
Und dann – der Biss. Oh, dieser Biss! Außen ein Widerstand, ein Knacken wie das Öffnen einer Schatztruhe. Innen ein warmer, weicher Traum. Die Walnüsse bitter und tief, die Cashews süßlich und weich, die Krume nussig und doch mild.
Ich schwöre, ich habe dabei fast geweint.
Tipps & Stolperfallen: Was ich gelernt habe
Nicht jedes Backabenteuer verläuft ohne Stolpersteine. Hier ein paar Dinge, die ich unterwegs gelernt habe:
- Hefe will Wärme, aber keine Hitze: Wasser über 40 Grad? Die Hefe stirbt. Dann lieber ein bisschen zu kühl, dafür länger warten.
- Die Nüsse dürfen nicht zu klein sein: Sonst verschwinden sie im Teig. Ich will sie spüren – beim Schneiden, beim Kauen, beim Genießen.
- Mehl ist nicht gleich Mehl: Ich habe Bio-Dinkelmehl verwendet. Wer nur Weizen nimmt, bekommt einen anderen Biss, weniger kernig.
- Der Teig liebt Ruhe: Wer ihn hetzt, bekommt kein gutes Brot. Lass ihn atmen. Lass ihn leben.
- Backpapier ist Gold wert: Ohne klebte mein erstes Baguette fest wie verliebte Teenager. Nie wieder ohne.

Das Frühstück danach: Genuss ohne Kompromisse
Am nächsten Morgen – ich schwöre es – war ich schon um sechs Uhr wach. Ich konnte nicht anders. Die Baguettes lagen da, leicht aufgewärmt, bereit für ihren großen Auftritt.
Ich bereitete mir eine Tasse Cappuccino zu, holte Frischkäse, Feigenmarmelade und geräucherten Schinken aus dem Kühlschrank. Ich schnitt das Baguette in dicke Scheiben, röstete sie leicht in der Pfanne mit ein wenig Butter.
Und dann begann das Fest.
Mit Frischkäse und Marmelade: süß, salzig, cremig, knusprig. Ein Geschmack wie ein Sonnenaufgang über einem Nussbaumhain.
Mit Schinken und etwas Dijon-Senf: herzhaft, rauchig, sinnlich. Wie ein Lagerfeuerfrühstück in den Bergen.
Ein Stück pur, nur mit Butter: einfach, ehrlich, unvergesslich.
Ich habe gefrühstückt wie eine Königin. Nein – wie die Göttin der Frühstücke. Ich saß da, die Sonne fiel durchs Fenster, das Brot knisterte noch leicht in meiner Hand, und ich dachte nur: So schmeckt Leben.
Denn dieses Rezept ist kein Abschluss, sondern ein Anfang. Ein Anfang für jeden Tag, der nach mehr schmeckt. Für jede Seele, die sich nach Wärme sehnt. Für jeden Morgen, der ein kleines Wunder verdient.
Back dir dieses Baguette. Mach es mit deinen Händen, deiner Geduld, deiner Liebe. Und dann – beiß hinein.
Du wirst nie wieder zurück wollen.